Doch so weit können wir nicht rennen, um uns nicht mehr zu kennen.

"Irgendwann wirst du dich dem Problem wohl oder übel stellen müssen. Schließlich müsst ihr's irgendwann klären, da kommst du nicht drumrum." Ein leichtes Seufzen entweicht meiner ausgetrockneten Kehle, ich blinzle dem Regen entgegen zu Lukas hoch, "Ich weiß, ich weiß." "Aber wenn du's Justin nicht rechtzeitig sagst oder er's von anderen erfährt, ist das auch scheiße. Darauf würde ich es nicht ankommen lassen, dann gibt es wirklich nur Stress", meint er und greift nach meiner Hand, die bis eben noch ein wenig verloren in der Luft hing. Dankbar für den kleinen Halt, verschränke ich unsere Finger miteinander, kuschele mich tiefer in meinen großen Lieblingspulli, der mir, wenn ich ihn langziehe, bis zu den Knien geht. Der Regen prasselt mir unnachgiebig ins Gesicht, durch den Wind schlagen mir meine nassen Haarsträhnen immer wieder in die Augen, schon zum vierten Mal muss ich die beim Reden verschluckten Haare wieder ausspucken. Meine so dunkel wie möglich gewählte Strumpfhose trieft vor Nässe und entblößt meine völlig vernarbten Beine, ein eiskalter Schauer läuft mir bei den Blicken der vorbeilaufenden Passanten über den Rücken, ich drücke mich näher an Lukas.  Seine Hand fühlt sich warm an in meiner, fast so, als würden sie perfekt zusammenpassen und abgesehen von deiner, würde ich keine Hand der Welt so gerne halten wie diese hier. Ich mag es, wie das Gewicht seiner Hände, die viel größer sind als die meinen, mich leicht nach unten drückt, aber doch immer vorm Stolpern hindert. Wie er schützend vor mir läuft, sobald uns jemand entgegenkommt, in dem vergeblichen Versuch, meine offensichtliche Krankheit zu verbergen. Leicht drücke ich seine Finger, "Danke dass du da bist." Ehrlich.