Depression war nie tragbar, doch steht uns so gut.


Knarrend öffnet sich die Tür unseres Gemeinschaftsraumes und Lukas tritt mit ernster Miene zu mir ins Foyer. "Warum sitzt du hier so alleine?", fragt er mich. "Ich bin gerne alleine." Er macht noch einen Schritt auf mich zu und nimmt mich fest in die Arme, "Das wird schon alles wieder." Nicht, füge ich in Gedanken hinzu. Mein Kopf ruht in der Wölbung zwischen seinem Hals und seiner Schulter, ich schlinge meine Arme um seinen Hals, er ist so warm. "Du bist eiskalt", murmelt er in meine Haare, woraufhin mir ein kleines Lachen, was eher wie ein hysterischer Anfall klingt, entfährt, "Ja, in beiden Hinsichten." Er lässt mich los und schüttelt den Kopf, lässt sich an der kotzefarbenen Wand hinter uns hinuntersacken, "Hör auf. Ihr habt euch schon so oft gestritten, und das ist immer wieder geworden. Ihr seid beide die dickköpfigsten Menschen, die ich kenne, aber ich kenne auch niemanden, der sich so gut ergänzt. Reißt euch doch mal zusammen, und wenn ihr es endlich mal hingeschissen bekommt, euch auszusprechen, dann wird das schon." Der schrille Ton, der uns signalisieren soll, uns in die Klassen zu begeben, ertönt schmerzhaft laut aus den Lautsprechern an der Wand. Ich tue es Lukas nach und lasse mich neben ihm nieder, ignoriere die beißende Kälte, die augenblicklich durch meinen Körper fährt. "Mhm." Wir wissen beide, dass das so nicht stimmt und das es schon gar nicht so einfach ist. Die Farbe der Wände verursacht ein übles Gefühl in meiner Magengrube, ich schließe die Augen, um ihm zu entrinnen. Bunte Lichter tanzen auf schwarzem Untergrund. "Das mit Lucy tut mir übrigens leid", flüstere ich irgendwann in die Stille hinein. Und das ist das erste Mal seit Monaten, dass ich es ehrlich meine. "Danke." Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. Der zweite Gong, diesmal zum Unterrichtsbeginn, reißt mich aus meinen Gedanken. "Du hast Unterricht", stelle ich fest. "Du auch", erwidert er leise. "Scheiß drauf, dort vermisst mich eh keiner." "Ebenso." Ich lächle gequält.
Da ich weiß, dass es ihm nicht weniger schlecht geht als mir, würde jedes Wort, welches ich jetzt unbedacht in den Raum zwischen uns werfe, auch nichts daran ändern. Also sitzen wir beide hier im tränenlosen Schweigen, und vergießen doch irgendwie unsichtbare Tränen.

5 Kommentare:

Meret hat gesagt…

Danke. ♥
Ich sitz' da dann auch immer so 2 Stunden, um überhaupt mal was auf die Reihe zu kriegen. :DD
Aber du schreibst selbst echt wahnsinnig toll.

Jule hat gesagt…

Wunderschön geschrieben (:

Vιvιєɴ ღ hat gesagt…

Hey Mell ;*

schön das du dich meldest :)
Es geht, mein Freund hat letze Woche Schluss gemacht u jaa.. bin ziemlich fertig.
Hoffe bei dir ist alles gut liebes ♥

Leon hat gesagt…

dafür musst du dich doch nicht entschuldigen, so ein schönes kompliment hab ich selten gehört :) freut mich sehr das zu hören & motivieren tut es mich auch, danke dir :) <3

Jule hat gesagt…

Bittesehr & ebenfalls dankeschön (:♥