ich lass dich im alten jahr

"Mir ist warm", meinst du und wirfst einen flüchtigen Blick zu meiner Heizung, die aber eindeutig nicht funktioniert. "Im Ernst? Ich finde, es ist total kalt", widerspreche ich dir, ziehe mir die Decke bis zum Kinn.  "Frierst du?", du legst einen Arm um mich, ziehst mich zu dir heran. Ich kuschele mich an dich, vergrabe meinen Kopf in deinem Pulli und stelle fest, dass er unglaublich gut riecht. Dein Brustkorb hebt und senkt sich unter mir, du atmest mir in die Haare. Ich schließe die Augen und versuche, mir deinen Geruch so gut es geht einzuprägen, will ihn nie wieder vergessen. "Jetzt nicht mehr", stelle ich etwas verspätet auf deine Frage fest. Du küsst mich auf die Stirn, dann nochmal auf meine Haare, "Gut." Du schlingst noch den anderen Arm um mich und fährst mit den Fingern sanft auf meinem Rücken hin und her. "Geht's dir wieder besser?" Ich sehe dich fragend, mit einer hochgezogenen Augenbraue, an. Wie könnte es mir, hier bei dir, nicht gut gehen? "Du warst erkältet", hilfst du mir auf die Sprünge. Ich wende mich wieder deinem Bauch zu, fahre mit dem Zeigefinger Kreise in Höhe des Bauchnabels, doch der dicke Stoff deines Pullis verrät mir nicht die genaue Lage, "Mir geht's prima." Am liebsten würde ich dir sagen, dass es mir immer gut geht, wenn du bei mir bist. Dass es nichts schöneres für mich gibt, als deine Nähe. Dass ich süchtig nach dir bin. Nach deinen Berührungen. Doch ich bleibe still, stattdessen setze ich mich auf und beuge mich zu dir nach oben, um mir einen Kuss zu stehlen. Vielleicht auch zwei. Du schlingst deine Arme noch dichter um mich, ziehst mich auf dich. Als du ein stöhnendes Geräusch von dir gibst, löse ich mich widerwillig von dir, sehe dich an, "Was ist?" Dein Gesicht ist total rot, du ähnelst einer Tomate, "Oh Gott, was ist?", ich berühre deine Wange, sie ist total heiß. Du lachst leicht und deutest auf deinen Pulli, "Ich sag doch, mir ist unheimlich warm." "Du siehst aus, als würdest gleich kochen! Zieh ihn aus", ich rolle mich von dir herunter und sehe dir dabei zu, wie du dir diesen grauen Pullover, den ich so liebe, vom Kopf ziehst und ihn unachtsam vom Bett wirfst. Ich sehe dich grinsend an, "Besser?" "Viel besser", beteuerst du und wendest dich wieder schmunzelnd mir zu.

Den Pullover habe ich immer noch, heute habe ich ihn in dem Haufen unter meinem Bett gefunden. Ich kann nicht anders, als ihn erbärmlicher Weise an mich zu drücken, als hinge mein Leben davon ab. Ich ziehe seinen Geruch ein, wie ein ausgehungertes Tier, jede Faser riecht nach dir, erinnert mich an unsere gemeinsame Zeit. Peinlicher Weise muss ich mir eingestehen, dass ich dich mehr als alles andere vermisse. 

Erwähnte ich schon, dass das obrige Lied wunderschön ist?