#69

Die Straßenlaternen werfen schwaches Licht in das Auto meines Vaters, blenden mich aber trotzdem leicht, da ich sichtlich übermüdet bin. Wir sitzen auf der Rückbank, dein Kopf ruht auf meinem Schoß. Sanft wuschel ich dir durch deine Haare, bedacht, dich nicht zu wecken. Trotz, dass du schon seit einiger Zeit schläfst, bewegst du dich nicht und hast immernoch dieses leichte Lächeln auf den Lippen. Unweigerlich muss ich grinsen. Du siehst so unglaublich süß aus, wie du da liegst, die Augen geschlossen, die Straßenlaternen durchbrechen die Dunkelheit und erleuchten schwach die Konturen deines Gesichts. Ich kann meinen Blick nicht von dir abwenden, beobachte dich die ganze Zeit lächelnd und streiche dir sanft über deine Wange. Ich zwinge mich schließlich, die Augen zu schließen und lasse meine Gedanken schweifen. Ich habe seit Stunden nicht geschlafen, kann mich kaum noch gerade halten, doch ich finde einfach keinen Schlaf. Ich öffne meine Augen und blicke aus dem Fenster. Zu viel wirres Zeug schwirrt mir durch den Kopf, die pechschwarze Nacht lässt mich in ihrer Vollkommenheit unruhig werden. Würdest du nicht so ruhig in meinem Schoß schlafen, würde ich nervös hin und her rutschen. Ich wende meinen Blick von der Dunkelheit ab und sehe wieder in dein Gesicht. Dein entspannter Gesichtsausdruck und dein regelmäßiger Atem beruhigen mich leicht. Ich schließe wieder die Augen und versuche, mich auf deinen ruhigen Atem zu konzentrieren. 

Meine Gedanken driften immer mehr ab, bis ich irgendwann in einen tiefen Schlaf falle. 

Die hellen Sonnenstrahlen auf meiner Haut kitzeln mich wach. Ich öffne meine Augen und strecke mich genüsslich. Erst jetzt fällt mir auf, dass dein Kopf nicht mehr auf meinem Schoß ruht und blicke mich suchend nach dir um. Kurz darauf muss ich den Impuls unterdrücken, mir an die Stirn zu schlagen, da mir wieder einfällt, dass wir uns ja immernoch im Auto befinden. Du lächelst mich süffisant an. "Was ist?", frage ich stirnrunzelnd und wische mir sofort quer übers Gesicht, in der Sorge, irgendwas würde mit mir nicht stimmen. "Guten Morgen, Sonnenschein", du grinst noch breiter. Morgen? Ich werfe einen Blick aus dem Fenster und muss feststellen, dass die Sonne hell und großzügig scheinend am Himmel steht. "Wie lange hab ich geschlafen?", gähne ich. "Ungefähr 5-6 Stunden, wieso?", erwiderst du und schmunzelst auf eine Art, die mir nicht behagt. "Was ist so lustig?", frage ich und fasse mir wieder ins Gesicht. "Du schnarchst ganz schön", lachst du. Entsetzt sehe ich dich an, muss aber ebenfalls lachen, "Niemals!" "Doch", du lachst immernoch. "Ich schnarche nicht, du spinnst wohl", verächtlich sehe ich dich an. "Und wie", mischt sich mein Vater ein. Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, "Ihr seit fies." Mein Vater stimmt in dein Lachen ein. "Haha", sage ich, "Das wäre dir doch vorher aufgefallen, meinst du nicht? Ist ja nicht das erste Mal, dass du neben mir aufwachst." Sekunden später weiten sich meine Augen. Ich Idiotin! Ich hab mich selbst verraten. Ich werfe einen prüfenden Blick nach vorne zu meinem Vater, um zu sehen, wie er auf mein 'Geständnis' reagiert. Er zwinkert mir nur durch den Rückspiegel zu, ich runzle die Stirn. Wieso nimmt er das so gelassen auf? Meine Mutter wäre ausgetickt. "Ich schnarche nicht", flöte ich wieder, wende mich dir zu. "Sonst wirklich nicht, aber heute schon", schmunzelst du. Ich beuge mich zu dir und gebe dir einen Kuss. "Wofür war der denn?", fragst du und legst deine Hand auf meine. "Einfach so. Weil du da bist", lächle ich und verschränke meine Finger mit deinen. Du rutscht näher zu mir herüber, legst deine Arme um mich und küsst mich.