Niemals hätte ich gedacht, dass ein winziger Haufen Scherben soviel verändern kann. Dass das zerschellende Geräusch von Glas, im Bruchteil einer Sekunde, soviel in mir auslösen kann. Eigentlich wollte ich nur die Porzellanteller, bestückt mit ein paar Gläsern, zu den anderen in den Nebenraum bringen, wollte eigentlich nur für das perfekte Ausklingen eines perfekten Abends, gepaart mit einem Essen, für das ich ewig in der Küche stand, sorgen. Stattdessen hocke ich jetzt auf den Boden, knie vor einem Haufen voller Scherben, dessen Anblick mir die Tränen in die Augen treibt.
Wenn man sich etwas ganz fest vornimmt, wenn man sich entschließt, sich seiner größten Angst zu stellen, sich in den Kopf einhämmert, dem Drang niemals nachgeben zu dürfen, und dann plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, mit dem konfrontiert wird, wovor man sich am meisten gefürchtet hat, wie reagiert man dann? Was tun, wenn alles in dir schreit, wenn es dich von innen zerreißt, wenn es dich zerfrisst wie ein ausgehungertes Tier? Wenn du nicht weglaufen kannst, wenn sich alles, was du dir zuvor geschworen hast, in Luft auflöst? Wenn du so urplötzlich gewaltsam in die Realität zurückgerissen wirst? Meine in all den Wochen gründlich wieder aufgebaute Mauer, die mich vor all den dunkeln Gedanken schützen sollte, die mir den ganzen Tag über auf den Fersen waren, sich selbst abends, wenn ich mich in die schützenden Arme meines Bettes verkrochen habe, heimlich in meine Gedanken geschlichen haben, fängt langsam an auseinanderzufallen. Ich hatte mir diese Mauer aufgebaut, um mich vor dem zu bewahren, was sowieso unausweichlich war. Ich wollte mit meiner Vergangenheit verstecken spielen, und ich wollte nie wahrhaben, dass ihre beste Freundin, die Realität, mich immer wieder findet, egal wie gut ich glaube mich versteckt zu haben. Doch ich bin immer wieder weggerannt, in der Hoffnung, irgendwann lassen sie mich ziehen, ohne mich wieder einzufangen und zurück in das dunkle Loch zu sperren, dem ich glaubte entflohen zu sein. Allmählich beginnt meine wackelige Fassade zu bröckeln, ist kurz davor, einzustürzen. Tausend Dinge stürzen auf mich ein, drohen, mich unter ihrer Last zu begraben. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Ich hatte damit abgeschlossen. Zumindest wollte ich das.
Vor mir dreht sich alles, ich kann mich kaum noch gerade halten, kauere mich auf dem Boden zusammen, mache mich winzig klein. Meine Augen sind geschlossen, doch ich spüre das Gewicht der kleinen Glasscherbe zwischen meinen Fingern deutlicher, als ich die laute Musik aus dem Nebenraum wahrnehme. Wie in Zeitlupe öffnen sich meine Augen, sie scheinen schwer wie Blei zu sein, ich kann sie kaum offen halten. Ich fixiere die hübsche Scherbe in meiner Hand, sie scheint mit jeder Sekunde schwerer zu werden, ihr Gewicht droht mich zu zerdrücken, obwohl sie nur ein paar Gramm wiegen kann. Sie schneidet sich schmerzhaft in meine Handfläche, doch ich klammere mich an ihr fest, als hinge mein Leben davon ab. Wie von selbst findet sie zu meinem Arm, und beim Anblick der ersten blutroten Linie wird mir klar, dass ich es nie schaffen werde, vor dem wegzulaufen, was ich bin. Mit bebendem Körper krieche ich am Boden entlang, greife mit zittrigen Händen nach dem kleinen Spiegel, der an der Wand lehnt. Ein einziger Blick genügt, um mir zu sagen, dass ich wieder die Alte bin, dass ich das ewige Versteckspiel wieder einmal verloren habe.

20 Kommentare:

kalea elin hat gesagt…

ach maus ):
bitte nicht..

Leon hat gesagt…

der text ist so unheimlich gut geschrieben.
mir tut das alles schrecklich leid, liebes <3
kopf hoch, das wird schon wieder.

Bella M↨ hat gesagt…

Gänsehaut o:

Anonym hat gesagt…

kann mih Leon nur anschließen. du schreibst so wunderschön & nachvollziehbar. mir tut das alles leid & ich hoffe, dass alles mal gut wird bei dir. ganz viel liebe. herz!

wanda hat gesagt…

Danke sehr (:.
Aah, ich ärger mich grade so, dass ich grade mein Design zerstört habe, als du geschaut hast :x

Anonym hat gesagt…

danke, es freut mich, dass du das sagst.

ich kannte deinen blog vorher garnicht, aber deine texte sind unglaublich toll. ich freue mich, dass du mir einen kommentar gemacht hast. jetzt kenne ich ihn nämlich!

wanda hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
wanda hat gesagt…

Das ist echt nett. Ich bin so dumm. Es war perfekt und dann mach ich alles kaputt ._.
Oh :D. Ich bin ein Mädchen. Tut mir leid, hätte ich irgendwie deutlicher machen müssen.
Ich glaub, du meinst, wegen dem Namen hier, oder? Das stammt aus einem Film, deswegen. Ist vielleicht ein wenig verwirrend. Tut mir echt, echt leid.

wanda hat gesagt…

Copypastelove geht aber nicht mehr. Das ist das Problem :DD. Aber danke <3. Ja, ich muss es jetzt wohl erstmal so lassen. Wer weiß, wann die den Blog wieder für alle sichtbar schalten.
Oh :D. Aber immerhin bemerkst du die Rechtschreibfehler nicht immer, nachdem du die Kommentare abgeschickt hast :3.

Anonym hat gesagt…

hättse das mal früher gemacht, wär ich früher auf deinen blog gekommen:)

ella hat gesagt…

Hey.
Erstmal vielen vielen Dank, für dein Kommentar. Schön zu hören, dass du meine Schreibweise magst.
Und es ist verständlich, dass du meine Momentane Situation nicht für "in Ordnung" erklären kannst, aber du musst wissen, dass es mir noch nie wirklich gut ging. Ich kann nicht mit Menschen reden, die meine Geschichte kennen. Ich hasse es zu wissen, dass mich jemand wirklich kennt und dieses Wissen, dass jemand hinter den Vorhang gucken könnte und etwas von mir weiß, das ist schlimmer als die Krankheit selbst. Das ist das was mich am meißten fertig macht.
Und das mit meiner Essstörung und meinem Tablettenkonsum ist krank, keine Frage, aber es ist schwer da wieder raus zu kommen und wenn jemand mir versucht zu helfen, wird alles noch schlimmer, weil ich das Gefühl habe angreifbar zu sein. Ich bin einfach krank und eine Persönlichkeits störung bleibt meist für die Ewigkeit. Ich hoffe du kannst mich jetzt besser verstehen.

andy hat gesagt…

Das freut mich. (:
Der Text hier gefällt mir sehr gut, auch, wenn ich schon nach dem ersten Absatz geahnt hab, worauf es hinausläuft. Ich liebe deine Wortwahl, diese originellen Vergleiche, du beschreibst so wunderwunderbar die Gefühle. Anders irgendwie.

Leon hat gesagt…

liebend gern.
na dann wird's wohl so sein, freut mich das zu hören ;)

<3

ella hat gesagt…

Du brauchst dich keines Falls rechtfertigen! Du hättest vollkommen Recht gehabt, mit dem Hinterfragen, auch wenn du darauf nicht hinaus wolltest!
Natürlich darfst du fragen! Ich bin 14 und ich habe erst seit einigen Monaten eine Essstörung, bei mir ist nicht das Essen das Problem, sondern ehr' dass ich keine Kontrolle mehr über mich habe. Ich war selbstverständlich schon bei Therapeuten, Phsychatern und Beamten, aber nichts hat mir etwas gebracht, es wurde nur schlimmer und ich lass mich nicht auf Medikamente setzen, nur damit man mir "Helfen" kann. Ich muss ab und zu zum Phsychater, dieser kontrolliert dann ob die Ansätze meiner Schizophrenie weiter ausgeartet sind.
Zwangseingewiesen werden kann ich erst, wenn ich einen weiteren Suizid- Anfall habe.

Liz hat gesagt…

Tut mir leid, dass ich erst nach zwei Kommentaren wieder antworte. Ich dachte, ich hatte schon darauf geantwortet. Also auf den Ersten, meine ich.
Zu dem Kommentar vom 17. Februar:
Das Geilste bei den Bitches ist ja auch noch, dass die irgendeinen Scheiß labern. Von Übergeben war nie die Rede bei mir gewesen, aber wayne.
Hast du vor mit ihm zu reden? Hast du Angst vor seiner Reaktion, oder wie? Und frag doch Lukas, ob er das zusammen mit dir ansprechen mag, wär vielleicht ganz clever.
Zu deinem heutigen Kommentar:
Findest du? Ich wusste echt nicht, was ich sagen sollte, hatte keine Lust und wollte nur noch weg. :'>
Irgendwie nichts mehr, ich weiß auch nicht so recht. Ich scheine ihm total egal zu sein. Aber hey, wem bin ich schon wichtig? Und er hat ja seine ach so wundervolle Freundin.
Drei mal? Wieso sooft? Wie geht es dir eigentlich, Süße?
Und danke für deine lieben Worte. <33

4.37 Uhr und unsere schönsten Momente gehen mir durch den Kopf hat gesagt…

wunderschoen geschrieben die tränen nahen.
Jedoch muss ich dich eins fragen, glaubst du mir das dein text grade perfekt auf mich zu trifft.
Die Mauer zerfällt und ich & du sind wieder am Anfang all das was du dir aufgebaut hast ist zerstört. All das was du als Ziel nahmst um frueher aus der scheiße raus zukommen ist einfach weg. Zerplatzt wie ein Luftballon die Träume und Wünsche,glaubst du mir das?
Du konntest nur perfekt schreiben,ich kann sowas nicht schreiben zu verschwommen sind meine blicke auf die tastaur.
Und die glasscheibe war es zwar nicht,aber was anderes was mich in dem Moment beruhigte. Mel,was machst du jetz?
Ich, ich weiß nämlich langsam nicht mehr wohin mit mir,weil meine Mauer hat schon Löcher..

Pseudovision hat gesagt…

haha, danke ♥

Ja, das mit dem Kastrieren steht... Eigentlich. Ich hab seit 'ner Woche so ganz doofe Phasen, wo ich ihn ernsthaft vermisse. :o
Bei dir sonst alles gut? Was' los, da oben im Text? :o
Uuuuuuund, warum antwortest du nicht bei Whatsapp? :c

Ich liebe, liebe, liebe dich so sehr. :*

Leon hat gesagt…

seh ich auch so ;)

Anonym hat gesagt…

das ist so wahnsinnig gut geschrieben, mal wieder!
aber mir tuts unglaublich leid. hoffe, das wird bald wieder ♥

scharlachrot hat gesagt…

es macht mcih unheimlich traurig sowas zu lesen..