ich lass dich im alten jahr

"Justin!", kreische ich quer über den Schulhof, quetsche mich zwischen all den Schülern hindurch, die einen großen Kreis um das Schauspiel vor ihnen gebildet haben. Einige bleiben gespannt stehen, andere wiederrum gehen peinlich berührt weiter. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie einige ihre Handykameras zücken und beginnen, alles zu filmen, bin kurz davor, ihnen die Scheißdinger aus den Händen zu schlagen. "Justin, verdammt!", brülle ich nochmals, bin kurz davor, vor Wut zu platzen, "Nein!" Endlich erreiche ich den Kreis, schupse ein paar schaulustige Schüler weg und zwänge mich zu dir durch. Ich schreie dich an, schlage gegen deinen Arm, aber du willst nicht auf mich hören. "Lass ihn los, verdammte Scheiße!", ich hab das Gefühl, gleich heulen zu müssen, vor Wut. Du drückst Jakob weiterhin gegen die Wand, willst gerade ausholen, aber ich stoße dich von ihm weg. Schützend stelle ich mich vor ihn. "Hast du 'nen Knall?! Was soll das, lass ihn in Ruhe!", kreische ich dir ins Gesicht, würde dir am liebsten eine scheuern. Du siehst völlig rasend vor Wut durch mich hindurch, "Ich hab ihm gesagt, er soll die Finger von meiner Freundin lassen! Ich hab es ihm tausendmal gesagt. Wer nicht hören will, muss fühlen!" Du kommst auf mich zu, drückst mich mühelos zur Seite und schupst Jakob wieder gegen die Wand. Ich spüre die Verzweiflung in mir aufkommen, stelle mich wieder zwischen euch und schlage wie wild auf deine Brust ein, "Hör auf!", meine Stimme klingt ganz rau vom Schreien. "Scheiße man, ich hab sie nicht angerührt, ich schwöre!", ächzt Jakob neben mir, bekommt kaum noch Luft, vom dem Druck, mit dem du ihn gegen die Wand presst. "Arschloch!", presst du zwischen den Lippen hervor, ballst die Hände zu Fäusten. Ich schrecke vor dem ungezügelten Hass in deinen Augen zurück. Ich habe dich noch nie so wütend gesehen, erkenne dich gar nicht wieder. "Uuuuuuuuuh", geht es in dem Kreis um uns herum. "Verpisst euch!", kreische ich wieder, würde am liebsten auf jeden einzelnen von ihnen einschlagen. Du willst dich wieder Jakob zu wenden, doch ich stelle mich vor dich, versuche, deinen Blick aufzufangen. Du siehst mich an, ich erkenne so viel Wut in deinen Augen, dass sich mein Magen zusammenkrampft. "Bitte", flüstere ich, spüre, wie die Tränen unaufhörlich meine Wangen herunterlaufen, "Tu das nicht. Für mich. Tu mir das nicht an." Du siehst mir lange in die Augen. Die Wut aus deinem Blick verschwindet, ich sehe nur noch, wie sich pure Angst wiederspiegelt. Du lässt Jakob los, welcher schlaff und nach Luft ringend zu Boden rutscht. Dein Blick hält meinen weiterhin fest, der Kreis um uns herum löst sich langsam auf, nur noch ein paar bleiben stehen und beobachten die kleine Szene zwischen uns. Jakob steht auf und stolpert ins Schulhaus, hält sich mit schmerzverzerrtem Blick den Bauch. "Melissa", flüsterst du und berührst meine Wange, doch ich schrecke vor dir zurück. "Geh weg!" Dein Blick ist tieftraurig, "Bitte..." Du kommst näher und drückst mich gegen die Wand hinter mir, willst mich küssen. Ich schlage mit der geballten Faust vor deine Brust, du lockerst deinen Griff und trittst einen Schritt zurück, ich befreie mich aus deiner Umarmung. "Es tut mir so leid", wimmerst du. "Hau ab, Justin! Hau einfach nur ab, ich will dich nicht mehr sehen", schreie ich dich an, "Er ist mein Freund, hörst du? Er ist für mich da, wenn du lieber saufen bist. Er hört mir zu, wenn es mir schlecht geht. Ich brauche ihn. Und es war nie etwas zwischen uns. Ich kann es einfach nicht glauben, dass du jemals etwas anderes von mir erwartet hättest!" Du trittst wieder einen Schritt auf mich zu, du willst mich berühren, doch ich stoße dich nur weg. "Niemand schlägt meine Freunde." Ich schupse dich noch ein Stückchen weiter weg und drehe mich um, renne fast, obwohl mein Fuß mir das fast unmöglich macht. Ich reiße die große Tür des Schulhauses auf und stürze hinein. Ich werfe einen letzten Blick auf dich, sehe nur, wie du "Scheiße!" schreist und wütend gegen die Wand trittst. Du sackst zu Boden, wie Jakob kurz zuvor, und hältst dir die Hände vors Gesicht. Die Tränen, die mir immer noch die Wangen herunter laufen, verschlechtern mir die Sicht. Es dreht sich alles. 

Texte klauen ist uncool, Baby.

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