#65

Seufzend werfe ich meine Tasche in die Ecke und betrachte abermals das große, viel zu leere Gästezimmer, in das ich einquartiert wurde, um hier in diesem Ort vor Langeweile einzugehen. Da ich keine Lust habe, an den lahmen Rechner vor mir zu gehen, trampele ich lustlos die Treppe herunter in das Wohnzimmer, dass durch eine Anrichte mit der Küche getrennt ist. Ich beobachte stirnrunzelnd, wie mein Vater in der Küche mit einem Topf voller Nudeln kämpft. Seine neue Freundin fehlt ihm definitiv, ohne sie ist er verloren. Und ich auch, wenn er so weiter macht. "Morgen koche ich", sage ich und werfe einen ungläubigen Blick in einen der Töpfe mit irgendeiner Soße, die äußerst komisch aussieht. "Wieso denn? Du wirst sehen, mein Essen schmeckt. Ich bin im Pastakochen ein Meister!", ruft er selbstsicher und zwinkert mir zu. "Achso, Pasta soll das darstellen? Wie oft hast du das denn schon gekocht?", erwidere ich und mustere ihn skeptisch. Mein Vater lacht leise, "Öhm, genau genommen noch gar nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es ein Erfolg wird." Ich verdrehe die Augen, "Verstehe." Ich schlendere zu der Anrichte, auf dem sein Laptop liegt und lasse mich auf einem Stuhl davor nieder, "Kann ich mal deinen Laptop benutzen? Der Rechner oben ist mir viel zu lahm." "Klar, mach nur. Ich weiß, ich brauche dringend einen neuen Rechner, für die Steuererklärungen und so, du weißt schon", entgegnet er und schwingt grinsend seinen Kochlöffel, wobei er ihn fast verliert, und hinterlässt eine gelblich-grünliche Spur von Soße auf den Fliesen und der Küchenzeile. "Mist", stöhnt er, als er die Sauerei sieht und ich muss unweigerlich anfangen zu lachen. "Lach nicht!", johlt er, kann sich aber ein Lachen ebenfalls nicht verkneifen. Zu allem Überfluss verschüttet er auch noch die Soße in einem Topf, welche augenblicklich über den gesamten Tresen schwappt und sich überall breit macht. Ich stehe auf und halte mir den Bauch vor Lachen, kann mich kaum noch halten, so hilflos sieht mein Vater in dieser ganzen Pampe aus. "Das ist nicht lustig!", ruft er lachend und spritzt mir ein paar Reste der Soße entgegen. "Ih!", schreie ich, als mir ein paar fette Tropfen Soße ins Gesicht spritzen und knuffe ihm in die Seite, "Hör auf!", flehe ich. "Mhm", erwidert er schmunzelnd und sieht mich an, als würde er irgendetwas im Schilde führen. Bevor er sich versieht, hat er schon eine Ladung Nudeln, eingetunkt in Soße im Gesicht und sieht mich gespielt empört an, "Hey!" Ich muss wieder anfangen mit lachen, weil er einfach nur zum wegkrachen aussieht und sehe ihn verschwörerisch an. Und schon kommt mir ein fetter Klumpen Nudeln, gepaart mit irgendeinem klebrigem Zeug entgegen geflogen. So geht das noch eine ganze Weile, bis mir irgendwann der Kiefer vom Lachen wehtut und ich mich ergeben an der Rückwand der Anrichte zu Boden fallen lasse. Mein Vater tritt einen Schritt zurück, um unser Werk zu betrachten und wischt sich grinsend über die Stirn, "Und wer macht das jetzt sauber?"