#59

Müde klappe ich meinen Laptop zu, massiere mir gähnend die Schläfen. Schon halb schlafend trotte ich zu meinem Bett, will gerade den Stecker der bunten Lichterkette über meinem Bett herausziehen, als ein kleiner schwarzer Punkt direkt neben mir meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Beim genaueren hinsehen, bemerke ich, dass sich der schwarze Punkt, der nun alles andere als klein wirkt, von mir weg bewegt. Ich muss einen Aufschrei unterdrücken, als ich realisiere, dass eine fette schwarze Spinne gerade an der Wand neben meinem Bett versucht, sich aus dem Staub zu machen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, diesem wiederlichen haarigen Wesen überhaupt nur nahe zu kommen. Als ich angewidert beobachte, wie die Spinne sich weiter auf mein Bett zu bewegt, um sich anschließend dort nieder zulassen, greife ich ohne weiter darüber nachzudenken zu meinem Handy und wähle deine Nummer. Als ich deine Stimme am anderen Ende höre, komme ich mir einfach nur schrecklich dämlich vor, kann mir aber nicht vorstellen, wie ich dieses Problem anders lösen sollte. "Mel?", fragst du schließlich, als ich nichts sage. "Ehm, ja, Hey Justin", erwidere ich schließlich. "Was ist denn? Wieso rufst du mich so spät noch an?", fragst du. "Hast du schon geschlafen? Oh, tut mir leid! Ich wollte...", beginne ich, aber du unterbrichst mich, "Nein, nein. Habe ich nicht. Du rufst mich nur sonst nicht um diese Uhrzeit an, was gibt's denn?" Da ich mir denken kann, was du zu meinem Anliegen sagen wirst, kann ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Mit einem Schmunzeln erkläre ich dir, was los ist. "Oh nee, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?", deine Stimme klingt belustigt. "Doch!", rufe ich ernst in mein Handy. "Mh. Ich bin gleich da", sagst du, verabschiedest dich und legst auf. Ich werfe mein Handy auf mein Sofa und lasse mich im Schneidersitz darauf nieder. Gefühlte 10 Stunden später klopft es an meinem Fenster. Ich mache dir auf, damit du hereinklettern kannst. "Ich bin echt wahnsinnig, dass ich das mache", schmunzelst du und gibst mir einen Kuss. Nachdem ich dir dankend dabei zugesehen habe, wie du das haarige Ding lachend aus meinem Zimmer verbannt hast und dich auf mein Bett setzt, komme ich zu dir und lasse mich auf deinem Schoß nieder. "Tausend Dank", grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. "Du bist so doof, Mel", lachst du, "Das war nur eine kleine Spinne." "Die war alles andere als klein!", protestiere ich und mache einen Schmollmund. "Du kannst froh sein, dass ich gleich um die Ecke wohne. Sonst wärst du ziemlich am Arsch", sagst du und zwinkerst mir zu. "Genau. Wer sollte denn sonst die Spinnen in meinem Zimmer töten?!", sage ich. "Ach, wenn's nur darum geht, dann kann ich ja gehen. Jetzt ist ja keine Spinne mehr da", entgegnest du gespielt empört. Ich mache mich auf dir schwerer, "Bleib ja da!", flüstere ich und schlinge beide Arme um deinen Hals. "Mh, na gut. Und außerdem rette ich dich doch gerne vor bösen Killer-Spinnen", witzelst du. "Haha", ich knuffe dich in die Seite. Ich stehe von deinem Schoß auf und setze mich neben dich auf mein Bett. "Bleibst du noch ein bisschen?", murmele ich leise, aus Angst, du könntest gleich wieder verschwinden. "Morgen ist Schule", stellst du fest, "Und es ist schon fast Eins." Ich verdrehe die Augen, "Fünf Minuten?", kämpfe ich. Du seufzt, beugst dich zu mir herüber und küsst mich, "Fünf Minuten."

Du bist die ganze Nacht geblieben. Bist neben mir eingeschlafen und wieder aufgewacht. Ich liebe solche Momente über alles.