#34

"Wir packen das", sagst du, "Wir müssen einfach."
Ich antworte nicht, starre in die Dunkelheit. Die Straßenlaternen werfen spärliches Licht auf die kaum befahrenen Straßen. Wenn man hier so sitzt, mitten auf der schier leer gefegten Straße, erscheint einem die Dunkelheit unheimlich erdrückend. Noch dazu ist es viel zu kalt für eine Julinacht. 
Eingekuschelt in einen deiner Pullis lehne ich meinen Kopf an deine Schulter, schließe die Augen und ziehe deinen süßlichen Duft tief ein. 
Irgendwann stehst du auf, "Schluss jetzt mit Trübsal blasen."
 Widerwillig lasse ich mich von dir mitziehen. Zum Club, wie ich sehe. Die Jungs haben schon auf uns gewartet, begrüßen uns gut gelaunt. Mit einem flüchtigem Blick über die Menge erkenne ich, dass mindestens die Hälfte schon richtig betrunken ist. Ein flüchtiger Bekannter, dessen Name mir nicht mehr einfällt, lallt mir irgendetwas unverständliches ins Ohr, "...cool, neeech?" Ich drehe mich genervt um, "Ganz toll"
Ich bahne mir einen Weg durch die ganzen Besoffenen, lasse mich an der Bar nieder und gewinne endlich Zeit, mich im Raum umzublicken. "Auch eine?", fragt mich ein Typ neben mir, der lässig am Tresen lehnt und zeigt auf die Kippe in seiner Hand. "Nee, lass mal", entgegne ich, stehe auf und lasse ihn stehen. Was er mir hinterher ruft erstickt im lauten Dröhnen des Basses, hat mich auch nicht interessiert. 
Ich sehe unsere Gruppe, stoße dazu, versuche mich in die Gespräche einzubringen. Vergeblich, es geht um die üblichen langweiligen Themen. 
Eine Hand legt sich um meine Taille, "Bier?", fragst du. Ich starre die Bierflasche an, sage nichts. "Entschuldige, das war Geschmacklos. Ich... hab nicht daran gedacht", murmelst du schließlich. Das war eine Anspielung auf Lukas, natürlich. Ich nicke, "Schon gut", ein gequältes Lächeln kommt über meine Lippen. Schuldbewusst stellst du meine und auch deine Bierflasche auf den Tisch neben uns und nimmst meine Hand. "Wir sollten gehen. War vielleicht doch nicht so eine gute Idee herzukommen. Dir gehts nicht gut", sagst du. Ich nicke abermals, diesmal dankbar, "Ist nicht mein Tag heute" 
Langsam verschwindet das laute Dröhnen und die Dunkelheit schließt uns wieder ein. Ich halte mich dicht an dich und drücke deine Hand fest. Mein Handy klingelt, sicher meine Mutter, die merkt, dass ich abgehauen bin. Ich drücke sie weg. 1.34 Uhr, sehe ich, ich verspüre nicht den Drang nach hause zu gehen. An einer Bank bleibst du stehen, setzt dich hin. Ich setze mich auf deinen Schoß und schlinge meine Arme um deinen Hals. Ich hatte ganz vergessen, wie gut deine warmen Küsse schmecken, in dem ganzen Chaos. 

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